Tiefrot innerhalb Gelb

Tiefrot innerhalb Gelb

 

Der gelblich goldne Magenfüller

macht heute nur noch satt.

Geist der Euphorie, uns wohler Rausch,

wich sanfter Dämmerung.

Einzeln frisst sich durch die Haut,

man merkt es kaum, so still.

Die Knochen sind schon lang erreicht.

Kerne, wie unbesiegbar,

nur mit ihnen ist er beständig

innerhalb des Wandels,

der Geisterrausch, der düstre Himmelshauch.

Doch auch alle Kerne

bestehen aus nichts und Phantasie.

Traumgewebe.

Prozesse der

Reifung,

Unabhängigkeit,

Freiheit.

Echtes erstarkt.

 

Und alles grau, zweierlei gelb,

und oft doch dunkelrot.

 

Raser ritzen Venen in die Stadt,

im Takt zu verlorenem Treibgetrommel,

den Blick korrekt und stur nach vorn,

damit’s bloß keiner sieht,

das Schiff bar Steuermann.

„Wir leben! Wir leben!“,

ruft man trotzdem dort,

und lebt wie Wetten,

nur um nicht unter die Hülle zu geraten.

Wir alle lachen aus den Zähnen.

Dem Käfiglaufrad glüht die Achse weg,

doch es reicht noch immer nicht;

das Loch im Herzen

kriegen wir nie vollgekauft.

Und alles war und ist

dies‘ nichts und Phantasie,

in grau, zweierlei gelb,

und auch hier das Dunkelrot.

 

So darin trotzdem,

wie der eine oder andere,

als einer unter anderen:

„Frohes Geheul

sollte ich hinauf ins Mondlicht bersten,

in Dankbarkeit,

da ich trotz allem dennoch merke

wie still

und gut das Leben in seiner Liebe ist.

Wie unfassbar herrlich.“

Grau, gelb,

darin/innen dieses tiefe Dunkelrot.

 

Londons Lost

Londons Lost

 

„London,

in rotem abendkaltem Sonnenschein

die Klarheit, schaut lebendige Monotonie

– Bewegungen in Metropolen

Und man sieht noch ein einzig Mal zurück

– und endgültig nach vorn

 

Ich muss erläutern, lieber Leser

Ich bin dort nur kurz zu Besuch,

eine der immer letzten Reisen

 

Und ich weiß, lieber Leser

hier und da, sind die Bekannten

die Künstlerseelen aller Jahrhunderte

 

Siehst Du denn nicht, diesen Mann in der U-Bahn

oder hier am Ufer diese Frau

Und in den Häusern

Musen, Maler, Musik und Text

Unsichtbar,

wie immer,

wie an allen Orten.“

 

Blüten des Sturms

Blüten des Sturms

 

Die Dächer der unteren Stadt

die Ebenen

Wie eine Pyramide aus Dynamit

Direkt über den Dächern der unteren Ebene

erheben sich die Flanierböden der oberen Wohnzellen

turmhohe Terrorbetonhaufen

die sich spitz tief in den roten Himmel schreien

sie kriechen,

die Insassen der ergrauten Mäntel

um sich vor dem kalten Sturm zu schützen

um auf krank gelben Terrassen von den unteren zu saugen

alles nach oben, bis die Pyramide kippt

und das Dynamit alles in sich reißt

Und hier stärkt der kalte weiße Sturm die Wildblumen

die, wenn sie durch den Sturm weit genug wachsen

letztlich ihre Blüten in das Innere der Sonne halten

 

Geistergeschichten

Geistergeschichten

 

Neben mir, am anderen Tisch, mit Wasser

wir sehen beide Richtung Straße, sie trinkt

ich nehme einen Schluck, setze das Glas ab

Die Sonne spiegelt sich hier und da in den Fenstern, im Chrom, Glas

sie hat glatte Haare exakt gen Boden, rahmend

wie ein schwarzweißes Photo von schönem Früher

die hohen Häuser vor uns, hinter uns

man hat sich des Wunderns entwöhnt, es stößt an

wir sind uns nie zuvor begegnet

an den Tischen zwischen uns wird sich unterhalten

ich sehe sie zu lange an

sie schmunzelt darüber

sie reden über Fenster, Chrom, Glas, Wasser ohne Eis, Strohhalme

Autos ritzen im Takt Venen in die Stadt

ich stehe auf, gehe zu ihr und sage

weißt du wer Du bist

sie lächelt, nimmt die Sonnenbrille

lass uns weitergehen, sagt sie

Ihre exakten Beine bis zum Boden, unfassbar schöne Beine

ein Stück hören wir noch Geschirr, das auf Tische gestellt wird