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Der Hund des alten Herrn Brahmer

Der Hund des alten Herrn Brahmer

 

„Tiere können so was nicht, sagten sie.

Aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen.

Den Schäferhund vom alten Herrn Brahmer.

Wie der Hund gelitten hat, erst, und dann wurde mir klar wie wenig uns von Tieren trennt.

Blassgraues struppiges Fell hatte der Hofhüter im Verlauf der letzten Jahren bekommen, und war auch nicht mehr so gut auf den Beinen wie in den besseren Tagen, schließlich war er über 14 Jahre alt. Aber unerzogen und ein Kläffer immer noch, wie sein Herrchen, hatte man im Dorf immer gescherzt.

Doch als der alte Brahmer starb, er war früher Bauer und später hatte er einen kleinen Gebrauchtwarenladen, lebte immer allein, blieb sein Hund Arko tagelang an seinem Grab.

Ab und zu brachte Jemand dem Hund ein wenig übrig gebliebenes Fleisch aus der Dorfmetzgerei. Abgemagert und verwahrlost lag er dort, mit tiefen Augen, traurig wie weite unbefahrene See.

Nach einiger Zeit, in einer sternenlosen Nacht, ich machte noch einen Spaziergang, weil ich nicht einschlief, sah ich Arko an den Klippen.

Er muss den ganzen langen Weg hierher gefunden haben, wer weiß wie lange er gelaufen war. Ganz nah am Rand sah ich ihn, als würde der Hund vor etwas zögern, seinen Kopf in Richtung Meer. Doch bald tastete Arko ein paar Schritte vor, fast wäre er ins Rutschen gekommen, aber fing sich noch. Zitternd stand der Arme dort, den müden Blick in die Tiefe gesenkt. Dann auf einmal nahm das Tier seinen Mut und setzte vorsichtig ein Bein vor das nächste bis ihm die Vorderpfoten wegrutschten und es in den grauen Ozean stürzte.

Nicht nur Menschen fühlen so etwas  – das sage ich ihnen – Verlust und Trauer.“